Wo Helfer täglich ihr Leben riskieren

Foto: Zwei Männer in Schulklasse Domkapitular Dr. Thomas Witt (rechts) und der syrisch-orthodoxe Erzbischof Theophilus George Saliba besuchten die TMS School in Beirut, an der jedes dritte Kind aus einer Flüchtlingsfamilie stammt. cpd / Barjosef Paderborn, 27. Mai 2016 (cpd) – Das Erzbistum und der Diözesan-Caritasverband Paderborn fördern mit 75.000 Euro Projekte in Syrien und im Libanon. 50.000 Euro gibt das Erzbistum an die christliche TMS-Schule in der libanesischen Hauptstadt Beirut, in der ein Drittel der Schüler Flüchtlingskinder aus dem Irak oder Syrien sind. 25.000 Euro spendet der Diözesan-Caritasverband an ein Hilfsprojekt der „Kongregation von Jesus und Maria“, die im syrischen Aleppo 900 Familien mit allem Lebensnotwendigen versorgt.  

„Wir möchten ein kleines Zeichen setzen und helfen, das Leben in der Region erträglicher zu machen“, sagte Domkapitular Dr. Thomas Witt, Flüchtlingsbeauftragter des Erzbistums Paderborn und Vorsitzender des Diözesan-Caritasverbandes. Bei einem Besuch in Beirut trafen Dr. Witt und Hezni Barjosef, Flüchtlingskoordinator des Erzbistums Paderborn, Schwester Annie Demerjian aus Aleppo, der am stärksten umkämpften Stadt Syriens. Zusammen mit zwei Mitschwestern und zahlreichen Ehrenamtlichen versorgt sie in der ehemaligen Millionenstadt unter gefährlichsten Bedingungen 900 Familien mit Lebensmitteln, Kleidung, Haushaltsartikeln, Heizmaterial und sogar Strom. „Die Menschen in Aleppo sind verzweifelt. Die Währung verliert immer mehr an Wert, die Kaufkraft sinkt, die Preise auf dem Schwarzmarkt kennen keine Obergrenze“, beschrieb Schwester Annie die Situation in der stark zerstörten Stadt. Viele alte, alleinstehende Menschen werden ausschließlich von Schwester Annie und ihren Helfern versorgt.  

Da Aleppo von verschiedenen Kriegsparteien besetzt ist und überall Scharfschützen wahllos auf Menschen schießen, riskieren die Helfer täglich ihr Leben. „Jeden Tag verabschieden wir uns und haben vor Augen, dass es unsere letzte Begegnung gewesen sein könnte“, sagte Schwester Annie im Gespräch mit Witt und Barjosef. Mit Hilfe weiterer Kooperationspartner, darunter einem armenisch-orthodoxen Mönch, versorgen die Schwestern weitere 1.100 Familien in Damaskus und Al-Hasaka, einer 175.000-Einwohner-Stadt im Nordosten Syriens. Dort verteilen sie auch Einkaufsgutscheine für Babysachen oder vergeben Aufträge an lokale Schneidereien, die deren Existenz sichern. Auch um die psychologische Betreuung der kriegsgeschädigten Menschen kümmern sie sich. Wie sie das schaffen? „Gott arbeitet mit kleinen Leuten“, sagte Schwester Annie im Gespräch mit den Besuchern aus Paderborn und lächelte dabei unter Tränen.  

Bei einem Besuch in der „TMS School“ in Beirut, die von der syrisch-orthodoxen Erzdiözese Berg Libanon getragen wird, überreichte Domkapitular Dr. Thomas Witt die 50.000-Euro-Spende des Erzbistums Paderborn für zunächst ein Schuljahr. Von den insgesamt 375 Schülern stammen 125 Kinder aus muslimischen und christlichen Flüchtlingsfamilien. Die meisten können das Schulgeld von rund 1300 Euro pro Jahr nicht aufbringen. Nach Möglichkeit soll aber kein Kind abgewiesen werden. „Es ist unsere christliche Pflicht, wissbegierige Kinder und ihre Familien nicht allein zu lassen – egal welcher Ethnie oder Religion sie angehören“, sagte Schulleiter Dr. Samir Kolo. Als kirchlich-private Schule finanziert sich die TMS School außer durch das Schulgeld ausschließlich durch Spenden.