Erleichterter Familiennachzug ist dringend geboten
Dringende Eile ist geboten
Flüchtlingsbeauftragter Josef Lüttig fordert erleichterte Einreise für afghanische Familien
Paderborn (pdp). Die Innenminister von Bund und Ländern haben auf ihrer jüngsten Konferenz eine wichtige Entscheidung zugunsten afghanischer Ortskräfte getroffen: Afghaninnen und Afghanen, die seit 2013 für deutsche Sicherheitskräfte in Afghanistan gearbeitet haben und nach dem Truppenabzug Verfolgung durch die Taliban fürchten, sollen durch ein vereinfachtes Visumsverfahren leichter ins Bundesgebiet einreisen können und hier Schutz erhalten. Der Sonderbeauftragte für Flüchtlingsfragen im Erzbistum Paderborn, Josef Lüttig, begrüßt die Entscheidung der Ressortchefs und weist darauf hin, dass es sich nicht um einen Gnadenakt handelt, sondern um eine humanitäre Pflicht Deutschlands, für angemessenen Schutz seiner ehemaligen Mitarbeitenden zu sorgen.
Gleichzeitig wirft Lüttig der Innenministerkonferenz (IMK) Halbherzigkeit in der Sache vor. „Familienangehörige von in Deutschland anerkannten Flüchtlingen warten teilweise seit Jahren auf ein Einreisevisum. Unter den Taliban werden ihre Chancen keinesfalls besser, um bei einer deutschen Botschaft in einem benachbarten Land ein Termin zu bekommen“, so Lüttig, der neben seiner Aufgabe als Flüchtlingsbeauftragter auch Vorstandsvorsitzender des Caritasverbandes für das Erzbistum Paderborn ist. Seit den Bombenanschlägen im Mai 2017 sind das Gebäude der deutschen Botschaft in Kabul sowie das des Generalkonsulats im Masar-e-Sharif beschädigt und für den Besucherverkehr geschlossen. Einreisewillige müssen bei den Auslandsvertretungen in Indien und Pakistan vorsprechen, um ein Visum zur Familienzusammenführung beantragen zu können.
Ernst der Lage erkennen
Der Flüchtlingsbeauftragte appelliert an die Politik, den Ernst der Lage zu erkennen und laufende Fälle ebenfalls vom erleichterten Visumsverfahren für Ortskräfte profitieren zu lassen, bevor ausländische Truppen im September 2021 das Land und die Menschen ihrem Schicksal überlassen. „Dann wird die Beschaffung von Dokumenten unter den neuen Machthabern extrem erschwert“, ist sich Lüttig sicher.