Dank für Engagement für Flüchtlinge
Neben Sprachkenntnissen ist eine Berufsausbildung für Geflüchtete einer der wichtigsten Integrationsfaktoren. Viele Unternehmen haben das erkannt und stellen Flüchtlinge als Auszubildende ein. Ein Leuchtturmprojekt dieser Art ist das Unternehmen KIRCHHOFF Automotive in Attendorn. Gleich drei Geflüchtete haben dort eine kaufmännische oder gewerbliche Berufsausbildung aufgenommen. Möglich ist das, weil Arndt Kirchhoff als überzeugter Optimist sich seiner Verantwortung bewusst ist und diese mit weiteren Verantwortlichen innerhalb des Unternehmens kommuniziert. „Als Wirtschaftsunternehmen müssen wir zuerst auf die Wirtschaftlichkeit achten. Für unsere Beschäftigten und die Gesellschaft Verantwortung zu übernehmen ist uns aber genauso wichtig“, sagt der Personalleiter, Daniel Kramer, zur Unternehmensphilosophie Kirchhoffs.
In erstaunlich gutem Deutsch gingen die drei Auszubildenden aus dem Iran, Sri Lanka und Afghanistan auf ihre individuellen Situationen ein. Sie machten deutlich, dass es neben der Bereitschaft des Ausbildungsbetriebes und der eigenen Motivation die Begegnung mit den richtigen Menschen zur richtigen Zeit sehr wichtig ist. Sie alle bedankten sich für die Vermittlung bei ihren ehrenamtlichen Unterstützern. Ein solcher Brückenbauer ist der ehemalige Berufschullehrer Walter Gander. Herr Gander ist in den vier Jahren seines Ruhestandes Sozialarbeiter, Lehrer, Motivator, Seelsorger und Vermittler in einem. Auch heute nahm er sich Zeit, um „seine“ Schützlinge zu begleiten und wurde nicht müde, sowohl an die Wirtschaft als auch an die Kirche zu appellieren, sich noch mehr für die Integration auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt einzusetzen. Andernfalls bleibt das Motto `Fördern und Fordern´ ein reines Lippenbekenntnis, ist seine Überzeugung.
Das Unternehmen setzt erfolgreich das Instrumentarium „Tarifvertrag zur Förderung von Ausbildungsfähigkeit (TV FAF)“ ein. Eine betriebliche Förderphase, die bis zu einem Jahr dauern kann und Jugendlichen, die noch keine Ausbildungsstelle gefunden haben, eine praktische Orientierung gibt. Außerdem schafft die Vergütung einen Anreiz, um möglichst ohne Wissensverlust direkt von der Schule in den Betrieb zu kommen. Bei erfolgreichem Durchlaufen der Maßnahme können die Teilnehmenden mit einer anschließenden Übernahme in eine Ausbildung rechnen. Davon konnten zahlreiche Jugendliche mit und ohne Migrationshintergrund bei KIRCHHOFF Automotive profitieren. „Darüber haben wir schon mal Jugendliche erreicht, die ungeahnte Kräfte entwickeln und bundesweit Spitzenplätze belegen konnten“, berichtet der Ausbildungsleiter Michael Isphording stolz von zwei Brüdern aus Russland.
Daniel Kramer ging außerdem auf die Notwendigkeit guter Sprachkenntnisse in der Ausbildung ein. Ohne die intensive Begleitung durch Herrn Gander würde zumindest einer seiner Auszubildenden große Schwierigkeiten haben, dem Unterricht in der Berufsschule zu folgen bzw. die Prüfungen zu bestehen. Ihm und dem zuständigen Ausbilder Martin Kleine war das zwar bekannt, sie haben aber an seine Fähigkeiten geglaubt. Gleichzeitig möchte Kramer bei der Qualität der Ausbildung keine Abstriche machen und fordert daher die Politik und Verwaltung zum Handeln auf.
In einem Zeitungsbericht ist Dr. Witt auf das Engagement von Arndt Kirchhoff für geflüchtete Menschen aufmerksam geworden. Der Besuch in Attendorn sollte einerseits ein Dank an den Unternehmer Kirchhoff und seine Belegschaft sein, andererseits ein Aufruf an alle Arbeitgeber, ihre Möglichkeiten auszuschöpfen. Laut einer Analyse des Bundesinstituts für Berufsbildung ist bei der Anzahl der Betriebe, die unter ihren Auszubildenden mindestens eine Person mit Fluchthintergrund haben, großes Steigerungspotenzial vorhanden (2,7%). Wenn wir von den Geflüchteten eine (Teil)lösung des Fachkräftemangels erhoffen, dann „müssen in allen Bereichen mehr Betriebe dem Beispiel von Arndt Kirchhoff folgen und von den aktuellen gesetzlichen Erleichterungen Gebrauch machen“ so Dr. Witt in seinem Resümee und setzt fort: „Betriebe, Verwaltung und Verbände müssen Hand in Hand arbeiten, damit aus Geflüchteten qualifizierte Fachkräfte von morgen werden. Ich bin froh, dass wir beim Diözesan-Caritasverband für einen afghanischen Flüchtling eine zusätzliche Ausbildungsstelle schaffen konnten“.
KIRCHHOFF Automotive bildet nicht nur aus. Seit 2015 wurden und werden verschiedene Initiativen und Projekte auf den Weg gebracht. Die Bereitstellung von zusätzlichen Plätzen in der Betriebskindertagesstätte, Sprach- und Alphabetisierungskurse mit Kinderbetreuung für Flüchtlinge aus der Region, ein großes Angebot an Praktikumsplätzen, die Förderung des privaten Einsatzes von Mitarbeitenden für Flüchtlinge und die Erstellung eines Leitfadens (Deutsch und Englisch mit Piktogrammen) sind nur einige der gut gelungenen Beispiele des Unternehmens KIRCHHOFF Automotive. Nachahmer dringend gesucht!
Das Familienunternehmen KIRCHHOFF Gruppe blickt auf eine über 230-jährige Firmengeschichte zurück. Einer der vier Geschäftsbereiche ist KIRCHHOFF Automotive, wo über 9.000 Mitarbeitende in 11 Ländern und drei Kontinenten beschäftigt werden. Allein am Standort Attendorn arbeiten 660 Menschen, davon 35 Auszubildende. Der Gesellschafter Arndt Kirchhoff engagiert sich neben seinen unternehmerischen Aktivitäten in diversen Verbänden und Beiräten namhafter deutscher Unternehmen. Aktuell hat er das Präsidentenamt von Unternehmer NRW inne und hat mehrfach Regierungsvertreter auf Auslandsreisen begleitet.