Christsein muss sich auch nach außen zeigen
Anlässlich des Gedenktages des heiligen Franz von Sales, dem Schutzpatron der Journalisten und Schriftsteller, lädt das Erzbistum Paderborn Medienschaffende traditionell zum Austausch ein. V.r.: Erzbischof Hans-Josef Becker und Dr. Claudia Nieser, Redakteurin der Presse- und Informationsstelle im Erzbischöflichen Generalvikariat, die den Gedankenaustausch moderierte. pdp Paderborn, 29. Januar 2016. Der heilige Franz von Sales ist der Schutzpatron der Journalisten und Schriftsteller. Zum seinem Gedenktag (24. Januar) lädt das Erzbistum Paderborn Medienschaffende traditionell zum Austausch mit der Bistumsleitung ein. In seiner Ansprache thematisierte Erzbischof Hans-Josef Becker vor rund 50 Gästen die derzeitige Popularität des Begriffes „christliches Abendland“. Er plädierte in diesem Kontext für ein authentisch gelebtes Christsein, das sich gerade auch im Einsatz für Flüchtlinge zeige. Zuvor hatte Weihbischof Dr. Dominicus Meier OSB mit den Teilnehmenden einen Wortgottesdienst in der Kapuzinerkirche gefeiert.
Erzbischof Becker kritisierte, dass der Begriff „christliches Abendland“ derzeit durch Proteste geprägt werde, die vielerorts gegen Flüchtlinge und Ausländer laut geworden seien: „Niemand kann sich darüber freuen, dass Menschen sich ausgerechnet in fremdenfeindlichen Zusammenhängen für ein christlich geprägtes Abendland stark machen. Im Gegenteil, man muss dagegen protestieren, weil der christliche Glauben hier für etwas instrumentalisiert wird, was seiner Kernbotschaft von der Liebe Gottes zu allen Menschen direkt entgegensteht.“
Er vermute, so der Paderborner Oberhirte, dass das Christentum deshalb derzeit in der Öffentlichkeit so attraktiv wirke, weil es im Gegensatz zum Islam als „harmlos“ wahrgenommen werde: „Der Islam gilt vielen wohl schon deshalb als verdächtig, weil Muslime ihren Glauben sichtbar in der Öffentlichkeit leben – etwas, das man bei der Mehrzahl der Christen in dieser Form nicht mehr gewohnt ist. Man könnte es polemisch auch so formulieren: Das Christentum ‚stört nicht so sehr‘ in einer säkularisierten Welt“, hielt Erzbischof Becker fest.
Es müsse gefragt werden, woran Christen im Abendland das Christsein eigentlich anzumerken sei, forderte Erzbischof Becker. Das Zukunftsbild für das Erzbistum Paderborn, das seit Oktober 2014 in Kraft sei, gebe darauf eine klare Antwort: Christsein dürfe sich nie nur nach innen – beispielsweise in die eigene Pfarrei – richten, sondern müsse immer auch nach außen wirken. Dies werde beispielhaft deutlich am Dienst an notleidenden Menschen. „Dieser Dienst wird seit Monaten in beeindruckender Weise in unseren Gemeinden und Einrichtungen geleistet – und zwar für die Flüchtlinge, die auch im Erzbistum Paderborn in großer Zahl ankommen“, würdigte Erzbischof Becker das Engagement in den Gemeinden. Seit anderthalb Jahren gebe es im Erzbistum Paderborn einen Flüchtlingsfonds, aus dem Gemeinden für Ihre ehrenamtliche Flüchtlingsarbeit Zuschüsse beantragen können. „Die inzwischen 450 Anträge, die gestellt worden sind, bilden ab, was da vor Ort geleistet wird – und auch das ist nur ein kleiner Ausschnitt des gesamten Engagements, das Menschen aus christlicher Überzeugung tun.“
Diese Art von Dienst sei gelebtes Christsein. „Doch dieses authentische Christentum ist sicher nicht gemeint, wenn auf fremdenfeindlichen Kundgebungen nach dem christlichen Abendland gerufen wird. Nach den schlimmen Ereignissen in Köln in der Silvesternacht stehen die Menschen, die sich engagieren, noch stärker unter Druck. Sie benötigen daher umso stärker unsere Unterstützung“, sagte Erzbischof Hans-Josef Becker zum Abschluss seiner Ansprache.
Zu Beginn der Zusammenkunft hatte der neue Weihbischof in Paderborn, Dr. Dominicus Meier OSB, mit den Teilnehmenden einen Wortgottesdienst in der Kapuzinerkirche gefeiert. Mit Blick auf die Tatsache, dass die Programme der Medien von den Themen Religion, Spiritualität und Lebenssehnsucht durchzogen seien, plädierte er für einen selbstbewussten Auftritt der Kirche in der modernen Mediengesellschaft: „Lassen wir uns diese Lebensplätze nicht nehmen, sondern bringen wir uns und die Botschaft Jesu ins Gespräch.“ Der Gottesdienst wurde musikalisch von Professor Dr. Paul Thissen an der Orgel gestaltet.